Neumarkter Ärzte sind über Vorwürfe empört
07.02.2011

Neumarkter Ärzte sind über Vorwürfe empört


Von: Mittelbayerische, num

In einem TV-Beitrag wurde über einen Mediziner berichtet, der die Krankenkassen prellte.

„Wer ist betrogen, wenn Ärzte betrügen?“ Dieses provokant formulierte Thema wurde jüngst in der ARD-Sendung „plusminus“ aufgegriffen. Der Beitrag sorgte in den Reihen des Ärztlichen Kreisverbandes Neumarkt für Empörung. Im Film wurde über einen gewissen „Dr. Dumm-Dreist“ berichtet, der gesetzliche Krankenkassen prellte, indem er beispielsweise bei Kleinkindern oder einer 83-jährigen Frau Schwangerschaftsleistungen in Rechnung stellte.

Dr. Jürgen Gruber, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Neumarkt, nimmt im Gespräch mit dem Tagblatt kein Blatt vor den Mund: „Was mich an Reportagen dieser Art ärgert, ist, dass der Eindruck erweckt wird, nur die Krankenkassen – und damit die Patienten – seien die Betrogenen. Das ist schlichtweg falsch, denn die Kassen stellen den Ärzten einen fixen Betrag zur Verfügung, mit dem diese ein Jahr lang wirtschaften müssen. Nachforderungen – zum Beispiel wegen vermehrter Behandlungen im Verlauf einer Grippewelle – sind nicht möglich. Ein eventueller Abrechnungsbetrug würde demnach korrekt vorgehende Mediziner, nicht aber Versicherte betreffen“.

Der Chirurg erklärt: Kassenärzte reichen Quartalsabrechnungen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen ein. Sämtliche am Patienten erbrachten Leistungen würden nach einem Punktesystem berechnet, bei dem der zu multiplizierende Beitrag seit zwei Jahren 3,5 Cent betrage. Zuvor seien von den Kassen 5,11 Cent pro Punkt versprochen – aber nie bezahlt worden. Weil Patienten aber immer mehr Leistungen nachgefragt hätten, die Ärzte praktisch allen Wünschen nachgekommen seien und die Kassen den Fixbetrag nicht erhöht hätten, sei der Wert der Punkte gesunken. Dr. Gruber nennt ein Beispiel: „Das Reinigen und Nähen einer Platzwunde ist mit 365 Punkten bewertet. Bei 5,11 Cent waren dafür einmal 18,65 Euro versprochen, jetzt reduziert sich die Vergütung auf 12,78 Euro“.

Dr. Gruber: „Natürlich gibt es auch „Schwarze Schafe“ unter den Ärzten, die Leistungen abrechnen, die sie nicht erbrachten, was aber nur zu einem kleinen Teil mit zum Verfall des Punktwertes beiträgt. Deshalb fahren die ehrlichen Ärzte undnicht etwa die Krankenkassen oder die Versicherten bei Abrechnungsbetrug Verluste ein“. Fortlaufend würden von den Kassenärztlichen Vereinigungen „Plausibilitätskontrollen“ durchgeführt. Gerade Kollegen, die auffällig hohe Abrechnungen einreichen, werden beobachtet.

Falschabrechner werden hart betraft: Die Sanktionen reichen bis zum Entzug der Approbation. Haftstrafen seien keine Seltenheit. „Die perverse Konsequenz der Kontrollen ist, dass ein fleißiger Doktor, der viele Patienten behandelt, eher auffällt. Ein fauler Kollege, der Leistungen „erfindet“, hingegen nicht“, so Gruber. Er ist überzeugt, dass der seiner Meinung nach reißerische TV-Beitrag dem Zuschauer vorgaukelte, dass infolge betrügerischer Machenschaften von Ärzten Beitragserhöhungen notwendig wurden. Hingegen seien bürokratische Erfindungen wie eine „Stelle zum Fehlverhalten im Gesundheitswesen“ die Ursache des Übels.

Was passiert wenn Ärzte betrügen, erklärt Dr. Nunhofer

Dr. Nunhofer