Der Ärger der Ärzte über die Bundespolitik wächst
21.02.2011

Der Ärger der Ärzte über die Bundespolitik wächst


Von: Mittelbayerische, Udo Metterlein

Die schlechtere ambulante Versorgung von Patienten ist Konsequenz politischer Fehler, sagen die Mediziner. Nun sammeln sie Unterschriften.

Deutlich längere Wartezeiten bei Terminvereinbarungen und immer häufiger Praxisschließungen – Bürger ärgern sich über mangelnde ambulante ärztliche Versorgung sowie über fehlende Fachärzte in ihrer näheren Umgebung.

Äquivalent zu dieser negativen Entwicklung wächst der Zorn der Mediziner auf die Volksvertreter im Bundestag, die ihnen „die Suppe eingebrockt“ haben, wie Dr. Christian Nunhofer als Vorstandsmitglied im Neumarkter Ärztenetz sagt. „Für die ambulante Versorgung von Patienten wurden seit Anfang der 90er-Jahre konsequent die Mittel gestrichen. Der Anteil der Arzthonorare an den Gesamteinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen ist von ursprünglich knapp 25 Prozent auf 15 Prozent bis zum Jahr 2008 gesunken. Durch die allmählich wieder ansteigende Vergütung auf 19 Prozent bis letztes Jahr wurden Defizite nur unvollständig ausgeglichen“, konstatiert Nunhofer im Namen der mehr als einhundert Mitglieder des Ärztenetzes.

Derzeit liegen nicht nur in deren Praxen Unterschriftenlisten aus. Mit einer Petition, also einer Aufforderung an Politiker im Bundestag, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wollen Mediziner Druck machen. 50000 Signaturen müssen deutschlandweit bis zum 18. November zusammenkommen, damit die Kriterien erfüllt sind. Man will verhindern, dass das Delegieren ambulanter Versorgung an Krankenhäuser – bezahlt aus dem Geldtopf niedergelassener Fachärzte – zu einer Selbstverständlichkeit wird. „Zumal die Kliniken in diesen Zeiten selbst Mühe haben, genügend Ärzte zu finden“, verdeutlicht Nunhofer.

Um Folgen und Auswirkungen dieser „Umstrukturierung“ plausibel zu machen, greift er zu einer Parabel: „Angenommen, Landwirte bekämen staatlicherseits zu wenig Futter für Milchkühe zugeteilt. Das Resultat? Weniger Milch. Die politische Lösung? Nicht mehr Futter, sondern mehr Melker. Rekrutiert bei Großbauern, eingesetzt bei Kleinbauern – und von diesen auch noch bezahlt.“ Vom oft zitierten Honoraranstieg sei unter dem Strich nichts angekommen. Im Gegenteil müssten mehr Leistungen als früher erbracht werden. Nunhofer: „Anfang der 90er gab es einen Computer-Tomografen (CT) im Neumarkter Klinikum. Inzwischen sind es drei. Außerdem zwei Kernspintomografen – wobei diese, nebst einem weiteren CT, von niedergelassenen Ärzten betrieben werden. Selbst bei sechs Prozent weniger Anteil an den Einnahmen der gesetzlichen Kassen seit demJahr 1995“.

Nicht nur die Mitglieder des Neumarkter Ärztenetzes hoffen jetzt auf breite Unterstützung ihres Anliegens.

Den Ärzten werden kontinuierlich die Mittel gestrichen, Dr. Nunhofer klärt auf.

Bevor die Patienten die Petition unterschreiben, ist gute Aufklärungsarbeit nötig.